Deutsche Meisterschaften 2018 - Gold und Bronze für Marburg

V.l.n.r.: Antonio, Annika, Thade, Andrea Letztes Wochenende, vom 6. bis 8. April, waren die deutschen Meisterschaften in Baunatal. Und wir waren auch dabei. Wir, das heißt Antonio und Andrea als Coaches und Zuschauer und Annika und ich (Thade) als Spieler. Baunatal liegt bei Kassel. Das bedeutete für uns eine gemütlich kurze Anfahrt. Das Hotel, wo gespielt und gewohnt wurde, war genauso gemütlich. Das Essen war top und das Personal super hilfreich. Perfekte Voraussetzungen also, um sich ganz auf die Spiele zu konzentrieren.

Die gingen am Freitag gleich um 7.30 Uhr los. Wir Männer spielten zunächst in vier Sechsergruppen. Das bedeutete fünf Spiele für mich, die ich alle in zwei Sätzen gewinnen konnte. Vor allem Manni aus Frankfurt bereitete mir aber einiges an Arbeit. Annika durfte gnädigerweise eine Stunde später anfangen. Bei den Damen lief der Modus Jede gegen Jede. Bei zwölf Spielerinnen hieß das also elf Spiele in der Vorrunde. Davon spielte Annika ebenfalls fünf am Freitag. Gleich für ihr erstes Spiel musste sie gegen die mehrfache deutsche Meisterin und international erfahrene Spielerin Antje ran. Die war dieses Turnier so gut in Form, dass sie insgesamt nur zwei Sätze verlieren würde. Kampflos überließ Annika das Spiel aber nicht, besonders im zweiten Satz lieferte sie ein gutes Spiel ab. Wirklich knapp verlor Annika ihr Spiel gegen Birgit, die amtierende deutsche Meisterin. Hier zeigte sich schon, dass unsere Spielerin wirklich top in Form war. Im entscheidenden dritten Satz stand es 10:10, bevor Birgit den Sack zumachen konnte. Die anderen drei Spiele am Freitag konnte Annika für sich entscheiden. Am nächsten Tag musste ich in einer Vierergruppe um den Einzug ins Viertelfinale kämpfen. Meine Gegner kannten mich alle schon von früheren Turnieren oder Trainingslagern. Dementsprechend hatte jeder von ihnen einen Trick auf Lager, um meine Spielweise zu kontern. Drei harte Spiele erwarteten mich also und ich kann von Glück reden, alle in zwei Sätzen gewonnen zu haben. Noch am gleichen Abend musste ich im Viertelfinale gegen Alfons ran. Glücklicherweise schien mir sein Spiel ganz besonders zu liegen. Auch dieses Spiel konnte ich also ungefährdet für mich entscheiden. Auch Annika startete erfolgreich in den Tag. Gleich ihr erstes Spiel konnte sie gewinnen und nahm den Schwung für weitere Matches mit. Tatsächlich musste sie sich bei sechs Spielen nur der späteren Viezemeisterin Sabrina in drei hart umkämpften Sätzen geschlagen geben. Sogar gegen ihre Gegnerin aus dem Finale der südostdeutschen Meisterschaft, Betti, konnte sie diesmal punkten. Somit hatte Annika sich als Tabellenvierte verdientermaßen den Einzug ins Halbfinale erspielt. Mein Halbfinalgegner diesmal war Bennie aus Berlin. Ihm stand ich zuletzt bei der vergangenen DM im Finale gegenüber. Hier passierte etwas extrem merkwürdiges. Im dritten Satz beim Spielstand 10:0 verpatzte ich einen Aufschlag völlig und der Ball purzelte unkontrolliert davon. Zwei Sekunden völliger Verwirrung später ertönte der Doppelpfiff des Schiedsrichters: ich hatte tatsächlich ausversehen ein Tor geschossen und das Spiel damit gewonnen. Was für ein absurdes Ende für ein Halbfinalspiel! Bei den Damen traf Annika im Halbfinale schon wieder auf Antje. Pech, denn gegen sie war an diesem Wochenende echt kein Kraut gewachsen. Annika kämpfte tapfer aber leider vergebens. So blieb ihr also nur das Spiel um Platz Drei. Doch selbst das war schon eine deutliche Verbesserung zum letzten Jahr. Im Spiel um Bronze stand Annika erneut Birgit gegenüber. Die Chancen schienen ungleich verteilt. Auf der einen Seite die ehemalige deutsche Meisterin, international erfahren und erfolgreich, mit einem pfiffigen, sehenden Coach. Auf der anderen Seite Annika, sechste der letzten DM, ohne internationaler Praxis und mit einem zwar ebenfalls pfiffigen, aber stark sehbehinderten Coach. Doch dieses Spiel fand auch viel in den Köpfen der Spielerinnen statt. Annika blieb wahnsinnig cool und spielte gelassen und hoch konzentriert. Birgit wurde zusehends immer nervöser und verbissener. Dennoch lieferten beide Damen ein großartiges Showdown ab und machten es bis zum Schluss im fünften Satz hoch spannend. Als Annika zum Schluss den entscheidenden letzten Punkt durch einen Ausball ihrer Gegnerin erzielte, war die Begeisterung in unserem Team mit Händen zu greifen. Die erste Medaille für eine Marburger Spielerin! Annika hat hier mal wieder gezeigt, dass man mit uns immer rechnen muss. Für das Finale der Herren gab es nochmal eine große Überraschung. Ein Favorit, Bennie, war ja schon im Halbfinale ausgeschieden. Der zweite große Favorit, Deniz aus Kassel, wurde allerdings schon im Viertelfinale von seinem Vereinskollegen Stefan rausgekegelt. Der schaffte auch seinen Halbfinalgegner Murat und stand auf einmal im Finale gegen mich an der Platte. Stefans Coach Birgit hatte im Turnier eine große Schwäche von mir ausgetüftelt. Die ganzen drei Tage kassierte ich hauptsächlich Tore über die Mitte, weil ich die Verteidigung zu schnell öffnete. Das nutzten die beiden nun voll aus. Den ersten Satz konnte ich noch gut gewinnen, im zweiten Satz wurde meine Nervosität aber größer und Stefan landete Tor auf Tor. Mit mehr Glück als Verstand konnte ich den Satz mit 14:11 doch noch für mich entscheiden. Dann im dritten Satz hatte ich meine Verteidigung wieder halbwegs im Griff. Bis zum 7:4 lief alles gut für mich. Dann schoss ich das Tor zum 9:4. Doch der Schiedsrichter vermeldete im nächsten Atemzug: „Zwei Strafpunkte für Stefan wegen Schiebens der Platte.“ Wir fielen aus allen Wolken. Das Spiel war plötzlich vorbei – durch so einen ärgerlichen Fehler. Ich war noch nie so unglücklich über einen Sieg. Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an, so ein Finale zu gewinnen. Das Endspiel der Damen spielten Antje und Sabrina unter sich aus. Auch hier zeigte Antje ihre deutliche Überlegenheit an diesem Wochenende und lies sich von Sabrina nur einen Satz abnehmen. Viel mehr kann ich leider nicht dazu sagen, da wir alle am Ende des Turniers ziemlich fertig waren und nicht mehr viel mitgekriegt haben. Am heimischen Bahnhof in Marburg erwartete uns aber noch eine schöne Überraschung. Eine kleine Delegation aus unserem Verein empfing uns und feierte mit uns die neuen Erfolge. Für uns beide heißt es jetzt, den Termin Ende August freizuhalten. Dann finden nämlich in Polen die Europameisterschaften teil. Für Annika ist es leider noch nicht klar, ob sie fahren kann. Aber als Dritte der DM könnte sie zumindest als Nachrückerin noch mitfahren. So weit wären wir aber nicht ohne Unterstützung gekommen. Unsere Begleiter Antonio und Andrea standen uns mit Rat, Tat und Applaus die ganze Zeit über zur Seite und haben das Turnier nicht nur versüßt, sondern auch viel geholfen. Vielen Dank dafür!